Träumen – die nächtliche Emotionstherapie
Die Forschungsergebnisse sind neu und ziemlich bahnbrechend - und sie begeistern mich als Psychologin: Schlaf ist für Regeneration, Abnehmen, Krankheitsprävention und allgemeine Gesundheit ein Alleskönner, aber auch für die Psyche ist er eine Art Wundermittel.
Erst seit kurzem sind die positiven Effekte von REM-Schlaf für die Regeneration und Stärkung unserer Psyche richtig gut erforscht. REM-Schlaf tritt eher gegen Morgen hin verstärkt auf. Wir träumen dabei intensiv, was man an den schnellen Augenbewegungen - Rapid Eye Movement, kurz REM - unter den Lidern erkennen kann. Beim Träumen halluzinieren wir, haben Wahnvorstellungen, durchleben extreme Gefühlsschwankungen, sind desorientiert in Raum und Zeit - und wir haben das meiste am Morgen bereits vergessen. Zum Glück!
Lange waren sich Schlafforscher:innen im Unklaren über die Funktion des Träumens. Jetzt wissen wir, dass Träume weder funktionslose Begleiterscheinungen des Schlafes sind, noch ausgelebte Wunschvorstellungen unbefriedigter Triebe, die zu therapeutischen Erkenntnissen führen.
Unser sozialer Kompass
Beim Träumen sind vor allem die emotionalen Zentren im Gehirn aktiv. Sie sind an der Erzeugung und Verarbeitung von Emotionen beteiligt. Rationale Gedanken und logische Entscheidungen sind dagegen außer Kraft gesetzt. Und noch etwas fanden Forscher*innen heraus: In Träumen erleben wir gefühlsbezogene Themen, schmerzliche Emotionen und Sorgen wieder. Wir träumen zu den Erlebnissen, die uns emotional bewegen.
Aber warum tun wir das überhaupt?
Zum einen hilft uns der Traumschlaf, Informationen zu verarbeiten, Probleme zu lösen und die Kreativität zu steigern. Außerdem richten wir jede Nacht neu unsere sozialen Fähigkeiten der Mimikerkennung aus. Denn wir müssen ständig Gesichtsausdrücke und Emotionen anderer Menschen entschlüsseln, um uns sicher im sozialen Netz zu bewegen. Ohne Träumen missdeuten wir die Mimik anderer und werden misstrauisch. Zum anderen dient Träumen als eine Art Übernacht-Therapie zum Schutz unserer emotionalen und geistigen Gesundheit
Allnächtliche Therapie
Indem wir im Traum die zu einem Erlebnis gehörenden, beunruhigenden oder schmerzlichen Emotionen noch einmal neu in einem sicheren, träumenden Gehirnumfeld erleben, kommt es nicht zur üblichen Stressreaktion. Im Gegenteil: Die Emotionalität geht deutlich zurück.
Mithilfe des Traumschlafs verarbeiten wir sogar traumatische Erfahrungen und müssen sie nicht bei jeder Erinnerung daran erneut schmerzlich durchleiden.
Das kannst du für einen guten REM-Schlaf tun:
Kurz:
Traumschlaf heilt durch emotionale Verarbeitung in einem sicheren Gehirnumfeld.
Noch kürzer:
Traumschlaf ist die beste Therapie.
Schlaf drüber, wünscht dir
Ulrike
Traumschlaf ist die beste Therapie.
Weiterdenken
beim Lesen:
- Der renommierte Schlafforscher Dr. Matthew Walker stellt in seinem Buch die neuesten Forschungsergebnisse vor: „Das große Buch vom Schlaf. Die enorme Bedeutung des Schlafs.“ Goldmann 2018.
- Einen guten Überblick über das Thema Schlaf und Alkohol schaffen außerdem Ebrahim, et al.: „Alcohol and Sleep I: Effects on normal sleep.“ Alcoholism. Clinical & Experimental Research. Vol. 37(4), S. 539-549.
beim Zuschauen im Fernsehen – jeweils mit Ulrike als Studiogast:
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