Helfen hilft – anderen und uns selbst
„Ich will helfen“ ist ein Impuls, der seit Jahrmillionen in uns Menschen verankert ist und letztlich den Erfolg unserer Spezies begründet, weil Helfen allen hilft – denen wir helfen genauso wie nachweislich auch uns selbst. Wir erleben das so genannte Helper‘s High.
– Wie wir durch Helfen zufriedener und ruhiger werden, und wie wir die Hilfeform finden, die zu uns passt.
Bei Krisen und Katastrophen ist es wichtig, nicht nur das Richtige für andere zu tun, sondern auch gut für sich selbst zu sorgen und psychisch stabil zu bleiben. Wir müssen ebenfalls bei Kräften bleiben, sonst helfen wir bald niemandem mehr.

Den Denkanstoß gibt es hier auf einer PDF-Seite zum Lesen in Ruhe.
Ein Weg, der beides vereint
Interessant ist dabei nun, was viele Studienergeb-nisse zeigen: Mitgefühl und Altruismus erhöhen die Zufriedenheit, Gelassenheit und den Selbstwert derjenigen, die helfen. Man fand außerdem heraus, dass Menschen, die sich für andere eh- renamtlich engagieren, das Gefühl haben, mehr Zeit zur Verfügung zu haben. Es lohnt sich also für alle gleichermaßen, überall Ausschau zu halten, wo und wie wir helfen können. Bei der Weltlage ist diese Erkenntnis das beste, was passieren kann.
Anderen zu helfen, löst die Angst und macht uns nachweislich glücklich
Hilfe federt die negativen Effekte von Stress ab: Wir erleben weniger Stress oder bewältigen ihn besser. Die Sozialpsychologin Elizabeth Dunn weist mit ihren Forschungsarbeiten über Groß- zügigkeit und Freude nach, dass es uns glücklich macht, wenn wir anderen helfen. Beim Helfen werden Glückshormone ausgeschüttet und wir erleben das ‚Helper’s High‘.
Eine Belohnung für uns und unsere Gesundheit
Helfen hilft uns auch auf einer ganz körperlichen Ebene: Man fand heraus, dass gegenseitige Hilfe und Kooperation Gehirnareale aktiviert, in denen auch Belohnungen verarbeitet werden. Gegen- seitige Hilfe fühlt sich für unser Gehirn wie eine Belohnung an. Auch unsere Entzündungswerte sinken. Schon, wenn wir an unsere Fähigkeit glauben, andere Mitmenschen unterstützen zu können, fördert das unsere Gesundheit. Menschen, die gerne und viel helfen, sind also tatsächlich die glücklichsten und gesündesten Menschen. Und je zufriedener und glücklicher wir selbst sind, desto lieber helfen und geben wir anderen. Das wiederum macht uns glücklicher und wir helfen lieber – und so weiter. Das ist ein positiver Feedback-Loop-Effekt, und dieser egois- tische Altruismus bedeutet: Wir haben etwas für uns selbst davon, wenn wir anderen helfen.
Freude am Helfen macht den Unterschied
Es kommt jedoch auch darauf an, wie wir helfen. Eine größere Wirkung erleben wir, wenn wir Hel- fen nicht nur als moralische Verpflichtung oder als eigennützige Gesundheitstherapie sehen, sondern wenn wir uns darauf und darüber freuen. Das gelingt, indem wir uns vorstellen oder erleben kön- nen, wie unsere Hilfe ankommt und einen Unter- schied macht. Beim Helfen und Geben bauen wir Beziehungen auf, sind in Kontakt, weniger einsam und besser in soziale Netze integriert. Dadurch erleben wir mehr Freude, Hoffnung und Liebe.
Die passende Hilfeform finden
Von Spenden über konkrete Hilfe für Geflüchtete im eigenen Heimatort, über Friedensdemonst- rationen, deren Bilder ein wichtiges Signal in die Welt senden: Es gibt unzählige Taten, die etwas bewirken und ihren kleinen – in der Masse aber großen – Beitrag leisten. Sie sollten zur eigenen Persönlichkeit passen, zu den Fähigkeiten und Vorlieben. Wer Geld hat, aber keine Zeit, spendet Geld. Andere spenden Dinge. Wer kein Geld hat, aber Zeit, hilft vor Ort, koordiniert oder vernetzt.
Es gibt drei Fragen, die ich meinen Teilnehmenden stelle, um die eigene Lebensaufgabe zu finden – sie passen auch hier:
Was kann ich gut? Was macht mir Freude? Was kann ich damit bewirken?
Viel Freude im Helper‘s High
wünscht dir
Ulrike
Anderen zu helfen tut uns auch selbst gut. Wir können alle etwas beitragen und gemeinsam einen Unterschied machen.
Weiterdenken
- mit den Obamas (Video): Einige hatten schon viel früher den Dreh raus und wussten, wie wichtig Helfen ist und wie man dadurch Präsident:in wird:
President Obama & Michelle Obama Answer Kids' Adorable Questions
- beim Lesen: In meinem neuen Buch ist gegenseitige Hilfe eines von sechs Beziehungsprinzipien:
Ulrike Scheuermann: Freunde machen gesund – DIe Nummer 1 für ein langes Leben: deine Sozialkontakte (KNAUR BALANCE 2021)
- mit der großen, DIN-A-4-Broschüre zum Buch "Freunde machen gesund" und weiteren, exklusiven Inhalten - kostenlos per E-Mail
- Große DIN-A-4-Broschüre zum Buch "Freunde machen gesund"
- Kurzvortrag von Ulrike "3 Wege zu mehr Verbundenheit"
- Umsetzungsseiten "Das Beziehungsnetz"
- Umsetzungsseiten "Die 6 Beziehungsprinzipien"
- Weitere kurze Videos zum Thema "Soziale Beziehungen"
- mit wissenschaftlichen Erkenntnissen: Die Studien, auf die ich mich im Text bezogen habe:
- Dunn, Elizabeth W. et al.: Spending Money on Others Promotes Happiness. Science 319, Nr. 5870 (2008): 1687-88.
- Van Zomeren, M. et al.: Toward an Integrative Social Identity Model of Collective Action: A Quantitative Research Synthesis of Three Socio-Psychological Perspectives. Psychological Bulletin, Nr. 134 (2008): 504-535.
- https://www.britannica.com/science/collective-behaviour/The-results-of-collective-behaviour
- https://www.wcsu.edu/community-engagement/benefits-of-volunteering/
- Dunn, Elizabeth W. et al.: Spending Money on Others Promotes Happiness. Science 319, Nr. 5870 (2008): 1687-88.
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