Das innenorientierte Selbstwertgefühl
– Vor einiger Zeit googelte ich vorab einen Seminarteilnehmer. Er hatte einen großartigen Internetauftritt und ich war schwer beeindruckt. Und … fühlte mich selber klein. Als Psychologin sind solche Gefühle interessant für mich; sie sind mein Arbeitswerkzeug. Ich registriere dann: „Ah, es ist ihm offensichtlich wichtig, andere zu beeindrucken". Mich interessiert vor allem der Hintergrund: „Warum?“ Das kann alle möglichen Gründe haben: vielleicht eine Marketingstrategie, oder er ahmt Kollegen nach im Sinne von "So macht man das halt".
Im Seminar war der Grund dann schnell klar.
Er erzählte, wie er darunter litt, dass er die großartige äußere Hülle, die er von sich aufgebaut hatte, nicht füllen konnte. Er war gequält von Selbstzweifeln, verglich sich ständig mit anderen und schnitt immer schlechter ab. Er wirkte klein, schmal, verloren. Und damit ist er nun wirklich nicht allein.
Perfekte Darstellung nach außen
Unzählige Menschen kompensieren ihr Kleinheitsgefühl mit einer perfekten Darstellung nach außen:
Kontingentes Selbstwertgefühl
In der Psychologie wird diese Art des Selbstwertgefühls „Kontingentes Selbstwertgefühl“ genannt, das heißt, es ist an Bedingungen geknüpft: „Ich bin erst wertvoll, wenn ich einen siebenstelligen Umsatz habe“, „...wenn ich von allen toll gefunden werde“.
Übrigens:
Diesen Denkanstoß kannst du auch als pdf-Datei auf einer Seite herunterladen/ ausdrucken.
Der Haken daran ist – und auch das ist in der Psychologie gut erforscht: Bei einem aufgeblasenen Selbstwertgefühl folgt nach einem Höhepunkt ein paar Tage später (oder auch erst nach einem Jahr oder 20 Jahren) der Absturz in den Selbstwertkater. Und da unten ist das Selbstwertgefühl noch niedriger als vorher. Und das ist dann eine Quälerei.
Was machen also viele Menschen? Sie blasen sich wieder auf. Dann kommt irgendwann wieder der Selbstwertkater ...usw. – ein Teufelskreis. Vielleicht bis zum Burnout, oder das Leben lang, bis zum Tod.
Was ist das eigentliche Drama daran? Wir leben an unserem persönlichen Sinn vorbei. Wir können unsere Energie nicht in unser inneres Wachstum investieren. Was können wir tun, um mehr innere Fülle zu entwickeln?
Was ist das eigentliche Drama, wenn wir im Außen nach Selbstwertstärkung suchen? Wir leben an unserem persönlichen Sinn vorbei. Ein Innenorientiertes Selbstwertgefühl baut dagegen nicht auf dem Streben nach Anerkennung auf.
Was können wir tun, um mehr innere Fülle zu entwickeln?
Der Schlüssel dazu liegt ... im Selbstwertkater.
Denn nur dort haben wir einen emotionalen Zugang zu unseren inneren Abgründen und zu unseren Schattenseiten. Zu dem, was uns wirklich quält, wovor wir Angst haben, wofür wir uns schämen. Diese Seiten gehören auch zu uns. Wir werden sie nicht los.
Wie können wir also innehalten, uns ihnen stellen und durch Schwieriges hindurch- und darüber hinausgehen?
Innenorientiertes Selbstwertgefühl
Was kann sich entwickeln, wenn wir alle Seiten von uns mehr dabei haben? Wir können ein „Innenorientiertes Selbstwertgefühl“ aufbauen. Das ist nicht an Bedingungen geknüpft. Dann lautet der Satz anders:
„Ich bin wertvoll, weil ich da bin.“
Wohin führen dich die folgenden Fragen:
Egal, ob das jetzt gut geht oder nicht: Wenn du diesem Satz nachgehst, kannst du herausfinden, wie du deine Ziele und Werte anders ausrichten könntest, um mehr bei einem innenorientierten Selbstwertgefühl anzukommen – und aus dem Teufelskreis des Strebens nach Selbstwertstärkung im Außen auszusteigen.
Ich wünsche dir innere Freiheit und Stärke dafür.
Von Herzen,
Ulrike
... beim Anschauen:
Zu diesem Denkanstoß gibt es meinen 18-minütigen Vortrag – meine Keynote auf der GSA Convention 2017:
„Macht euch nackig! Wie wir mit weniger Hülle mehr Herzen erreichen“
Ich stelle ihn zurzeit noch kostenfrei für meine Denkanstoß-Leser*inen zur Verfügung.
... beim Lesen:
Weil es nun wirklich ein Buch genau zu diesem Thema gibt, empfehle ich hier mein eigenes Buch:
„Innerlich frei – Was wir gewinnen, wenn wir unsere ungeliebten Seiten annehmen“
(Knaur / Argon Hörbuch 2016)
Bild: ©Philipp Senger