Warum „Hygge“ glücklich macht
- Zu fünft sitzen wir auf dem Podium im Felleshus der 5 nordischen Botschaften in Berlin. Inforadio vom rbb zeichnet auf. Gerade erzählt der dänische Botschafter Friis Arne Petersen (rechts im Bild), was für ihn „Hygge“ bedeutet. Hygge ist der Glücksfaktor, der die Dänen 2016 wieder einmal auf Platz 1 der glücklichsten Länder der Erde gebracht hat. Was können wir von den Dänen über ausgeglichenes und entspanntes Zusammensein mit Menschen lernen?
Der Botschafter erzählt vom Zusammensein mit Familie und Freunden in heimeliger Atmosphäre. Beim Essen redet man locker über die Erlebnisse der zurückliegenden Tage – ohne entzweiende Diskussionen, ohne Ereifern und Schimpfen auf Politiker oder Fehltritte von Kollegen. Alle würdigen und genießen den Moment. So beschreibt er Hygge, ein gemeinsam gestaltetes Kunstwerk des entspannten Beisammenseins. Das dänische Wort lässt sich nicht direkt übersetzen, es bedeutet annähernd „gemütlich“, „heimelig“.
Zu dem Podiumsgespräch war ich im Zusammenhang mit meinem aktuellen Buch „Innerlich frei“ eingeladen. Darin geht es um das Annehmen dessen, was ist, anstatt einem perfekten Idealbild seiner selbst, anderer Menschen und des Lebensglücks hinterherzurennen. Wenn wir auf diese Art rennen, werden wir fortwährend unglücklicher, da man das Perfekte nie erreichen wird. Ich zeige im Buch, wie wichtig es ist, dass wir lernen, die Schattenseiten des Lebens und die eigenen ungeliebten Seiten anzunehmen. Erst dann werden wir „ganz“ im Sinne von vollständig und entwickeln uns.
Kaum habe ich meine Sichtweise erklärt, greift der Botschafter den Faden auf: Er beobachte mit großer Sorge die aktuellen politischen Entwicklungen in der Welt. Auch dazu äußert er sich in einer Weise, die man „hyggelig“ nennen könnte: unaufgeregt, ruhig, feststellend. Kein Grund für Ereifern oder eine emotionalisierende Rede. Ich verstehe nun immer besser, was es mit „Hygge“ auf sich hat.
Verbunden sein
Ein Schlüssel zu Hygge sind soziale Bindungen. Wenn wir innerlich verbunden sind mit anderen, fühlen wir uns wohl, sicher, zufrieden und aufgehoben. Wir erleben Sinn. Wir achten nicht nur auf uns. Allen soll es gut gehen. Wir genießen das Zusammensein und spüren die Liebe, die wir zu den Menschen empfinden. Ebenso stellt sich niemand über den anderen, bewertet oder versteckt sich. Man zeigt sich ohne Maske, muss sich nicht beweisen.
Das spiegelt sich in der dänischen Gesellschaft: Wohlfahrt, Gemeinsinn und Gleichheit zählen zu den bedeutsamsten Werten, für die die Dänen gerne mehr als 50 Prozent Steuern abgeben: Jeder lebt in dem beruhigenden Wissen, dass Arme, Kranke und Alte abgesichert sind. In Dänemark existiert keine Angst vor Altersarmut. Hierarchien sind schwach ausgeprägt und werden wenig betont.
Es war ein besonnenes, unaufgeregtes und gerade deshalb unerwartet inspiriertes Gespräch.
Wie können auch wir mehr Hygge leben?
Das Leben annehmen, wie es ist. Sich selbst annehmen, wie man ist – also genau das, worum es in meinem Buch geht.
Hyggelige Grüße von
Ulrike
Hygge macht uns glücklich. Lebe im Moment. Nimm das Leben so wie es kommt. #hygge #zufriedenheit #zuhören #öffnen
Ulrike im Gespräch über ihr Buch „Innerlich frei – Was wir gewinnen, wenn wir unsere ungeliebten Seiten annehmen“ bei buchgedanken.tv mit ihren Autorenkollegen Emanuel Koch (Die positive Kraft des Zweifelns: Unsicherheit als Erfolgsfaktor“ (ECON) ) und Daniela Jost